Vor Tau und Tag
es ist noch dunkel du hast das bett früh verlassen
ich finde dich im kalten flur
du trägst ein kleid aus den blättern der zimmerlinde
du hast dein gesicht mit der haut eines flüchtigen tieres bedeckt
hinter den fenstern der wohnung liegen die wälder
in denen unsere träume die tage verschlafen
ein traum hockt noch auf deinem linken schlüsselbein
notdürftig in einen fetzen dämmer gehüllt
ich trete zu dir ich möchte meine hand an deine wange legen
doch das tier zuckt zurück das tier macht sich klein
so gehe ich sammele die schatten aus den ecken
und lege sie behutsam unter die bank
in den wänden wispern die zerstoßenen steine
in der küche fällt schnee aus dem wasserhahn
dann beginnt die luft ganz leise zu summen
du wendest dich um der traum flattert auf
du machst einen schritt einen zweiten einen dritten
du tastest dich vor zwischen schemen durch dunst
ich verstreiche ein wenig licht auf den dielen
ich kann dein gesicht wieder sehen deine kupferaugen
und jetzt stehst du vor mir jetzt schaust du mich
an draußen sinkt die nacht in die erde
- Das ist das Titelgedicht meines neuen Gedichtbandes. Einzelheiten unter Bücher.